7/29/2005

Übers Zivi sein.

Zivi sein: 366€ Untätig rumsitzen und Musik hören: Ganz angenehm Vom Chef dabei erwischt werden: 45 minuten früher Feierabend Ich finds klasse! Heute gegessen: Backfisch mit Kartoffelsalat. Gestern Lasagne. Frisch zubereitet. Ein Gedicht, die nächste Bechamel mach ich auch mit Rotwein

7/28/2005

Ein schöner Tag

Zeit, mal ein bisschen sentimental zu werden...ein wenig! Also bei uns in der Gruppe haben wir einen Autisten, der eigentlich immer recht unruhig ist und des öfteren anderen Bewohnern an den Haaren zieht oder sie kratzt. Er wird dann eingesperrt oder in den Garten verfrachtet um sich zu beruhigen. Und heute war irgendwie alles anders: Ich kam in die Gruppe, hab alle begrüßt und der Autist, der sonst eigentlich nie auf irgendjemanden eingeht, begrüßte mich mit Handschlag (reden tut er nicht) und hat sich irgendwie total gefreut. Ich hab mich dann ein bisschen vor dem Frühstück mit ihm beschäftigt um zu gucken, ob er wirklich so gut drauf ist wie ich dachte und hab dann "Ich hab deine Nase" (kennt wohl jeder :D) mit ihm gespielt. Er fand das total super und ich fands gleichzeitig auch klasse...ich geh natürlich nicht so weit zu sagen dass er wegen mir so gut drauf war aber es war trotzdem schön zu sehn, dass er nicht nur in seiner eigenen Welt lebt sondern manche Dinge sehr wohl und gut mitbekommt. Vor allem, wenn man sich um ihn kümmert.

7/25/2005

Schreibtisch


Schreibtisch
Originally uploaded by erpel.
Ich wollte nur noch kurz meinen Schreibtisch präsentieren (Wenn die eigentliche Besitzerin nicht da ist ist es meiner):
Heute hat der Hausmeister von dem ich eigentlich dachte er mag mich nicht besonders nämlich gefragt ob ich nicht mit dem andern Zivi tauschen möchte, was mir zwar schmeichelt doch irgendwie sitze ich lieber im Auto als hinter nem Rasenmäher herzulaufen, daher musste ich sein Angebot ablehnen.

Fucking Lebesgefahr!!

Als ich zum ersten Mal das Wort Zivildienst hörte dachte ich an vieles. Die Möglichkeit zu Sterben oder mich ernsthaft zu verletzen - deswegen geht man ja nicht zum Bund. Aber zur Vorgeschichte: Da ich nach dem Verzehr meines Sommersalates den ich den Königsberger Klopsen vorgezogen habe (negative Stimmen der anderen über die Soße gaben mir recht) nichts zu tun hatte, hat der Hausmeister (René) kurzerhand entschlossen mich als vorübergehenden Ersatz für Martin, den Hausmeisterzivi der heute ohne Bescheid zu sagen wegen Krankheit nicht gekommen ist, zu akquirieren. Mir wars Recht und so kam es dass ich kurz darauf mit 3,6 ps bewaffnet durch den Garten fuhr und Millionen unschuldiger Grashalme auf eine fast einheitliche Länge stutze. Dabei begann die Unglücksserie die bald darauf steil ansteigen sollte: Beim anlassen des Motors über die altbekannte Anlassschnur habe ich mir den rechten Ringfinger eingeklemmt angehauen. Ich weiß gar nicht welchen Finger ich mir dabei verletzt habe, die Schmerzen die ich jetzt noch spüre kommen ja von dem Schrank der drauf stand aber dazu gleich mehr. Nach Rasen mähen standen noch ein paar kleinere Arbeiten an leerstehenden Bewohnerzimmern auf dem Plan. Ich sollte 2 Nägel in eine Fußleiste schlagen da diese abstand. Kein Problem das schaff sogar ich. Denkste! Der erste Nagel bricht nach 3/4teln ab und der 2 trifft, wie wir später mit Hilfe eines Bewohners der Elektrikermeister ist herausfinden, ein Stromkabel. Ich weiß zwar nicht ob so was wirklich gefährlich ist, aber ein wenig mulmig wurde mir doch als ich merkte was passiert ist - wie oft werde ich mein Glück wohl noch so strapazieren können? Beim anschließenden umstellen eines Schranks haben wir zum Glück KEINEN Spiegel zerbrochen, wohl allerdings habe ich meinen Finger unter den Schrank gesteckt ohne dass derjenige der ihn kippte davon wusste und daher sein absenken nicht mit der Entfernung meines Fingers aus selbiger Lage koordinieren konnte. Autsch. Dafür wäre ihm fast die obere Hälfte des Schranks auf den Schädel gefallen. In diesem Sinne: Join the Army! (Schlimmer kanns eh nicht werden)

Er ist weg! Weg! und ich bin wieder allein, allein

Eigentlich ist so ein Dienst ja schon sehr ähnlich jeden Tag. Ich mein, man muss immer zur gleichen Zeit die Leute wecken/waschen und das Frühstück bereiten. Es gibt feste Zeiten für alles mögliche, also hängt es an den Bewohnern ob mal was anderes passiert...z.B. wenn einer ins Bett pisst oder mal schlecht drauf ist. Oder aber die diensthabenden Pfleger hauen einfach mal ab. Das war heute der Fall, ich saß gerade am Tisch (11 Uhr) und hab lesend auf das Mittagessen (11.30 Uhr)gewartet, als ich bemerkte, dass ich völlig allein mit den 4 anwesenden Bewohnern war. Eigentlich kein Problem aber naja... man macht sich halt schon so seine Gedanken. Außerdem musste ich ALLEINE!!! den Tisch decken, das Essen holen, die Spülmaschine ausräumen und die Bewohner motivieren, mit an den Tisch zu kommen. Auch nich so ein Problem aber wie gesagt, wenn was passiert ist das nich so toll als Zivi da alleine zu sein. Ich war dann insgesamt glaub ich ein wenig strenger als sonst und hab etwas lauter und bestimmter geredet...das mach ich ab jetzt immer, hat nämlich super geklappt. Als der Pfleger dann zurückkam wollte ich ihn darauf ansprechen, er hatte aber die Cheffin im Schlepptau, also hab ich das mal lieber gelassen :D

7/14/2005

Hefte raus, Klassenarbeit!

Auch als Zivi gillt natürlich die Devise, dass man nicht alles wissen kann und a) immer etwas dazu und b) natürlich auch fürs Leben lernt. So konnte ich mein Wissen zum Thema "Umgang mit Menschen und anderen Problemen des Alltags" diese Woche kräftig aufmotzen.
  • Aldikassiererinnen schaffen es grundsätzlich nicht (nach explizieter Aufforderung) bestimmte Waren eines Einkaufs auf einen seperaten Kassenzettel zu berechnen.
  • Katzen wirken als therapeutische Maßnahme besser als Delfine und sind leichter zu beschaffen. Die Gruppenkatze "Hans-Hermann" schaffte es sogar, den sonst so schlurfigen "Fridolin" hinter ihr her durch die ganze Wohngruppe zu scheuchen.
  • Will ein Bewohner mal nicht duschen, obwohl es bitter nötig wäre, so genügt es, ihn an den Füßen ins Badezimmer zu ziehen und dann (im noch immer angezogenen Ganzkörperanzug) einmal von oben bis unten mit kaltem Wasser abzuduschen. Stehvermögen in 20 Sekunden wieder hergestellt. (Und Spaß für die Betreuer...)
  • Beim Geldabholen im Haupthaus kann es schonmal (Verwaltung...) länger dauern. Am besten ein gutes Buch oder die Bibel mitnehmen. Mit den rund 1000€ gehts dann zum Zigarettenkaufen am Kiosk (wo man am besten vorbestellt). 400€ für Zigaretten müssen drin sein.
  • Kioskverkäuferinnen (siehe oben) bescheißen gerne (unabsichtlich) und nehmen 30€ zu viel. Für Stress in der Wohngruppe ist dann auch gesorgt und man kann sich schonmal verschiedene Möglichkeiten überlegen, das Verschwinden des Geldes zu vertuschen. Zum guten Schluß packt die Verkäuferin allerdings meist das schlechte Gewissen und die Unterschlagung wird ihrerseits mit "Ich hab Kassensturz gemacht und da is mir das aufgefallen mit dem Geld" erklärt. Klar. Aber wenigstens das Geld war wieder im Lande und alle waren glücklich.
  • Strafen dürfen gerne vergeben werden. So muss heute nachmittag einer der Insassen auf seinen geliebten Kaffee verzichten, weil er (Auszug aus dem Notizbuch) "den Zivi angeblökt" hat. Das bin ich!!!
  • Niemals auf Spiele einlassen. Kommt ein Bewohner und will "Mensch ärger dich" (er nennt es wirklich so) oder "Uno" spielen so lehnt man das grundsätzlich ab! Zum eigenen Schutz, denn die Bewohner sind alle sowas von gewitzt und professionel in diesen Spielen dass man keine Chance hat. Also, räumt lieber die Spülmaschine aus oder wechselt eine Windel...ihr habt keine Schnitte gegen diese teuflischen Spielmeister.
Nachtrag: Dass ich beim Memory gewonnen habe ist glaub ich doch noch erwähnenswert :D

7/13/2005

Eine traurige Premiere

Ich weiß, in einem Altenheim ist es wohl unvermeidlich, trotzdem hätte ich nicht gedacht dass es so schnell und so überraschend kommen würde. Ich habe Gestern, wenn ich nicht irgendwas vergesse, zum ersten mal einen Toten gesehen. Es war seltsam und irritierend, am meisten überrascht hat mich wie die anderen damit umgegangen sind. Die Schwester hat uns vorgewarnt da er die Augen noch offen hatte und der Hausmeister hat uns -ganz anders als sonst- gefragt ob einer von uns mit reingehen würde. Wer mich kennt weiß: Der gute erpel hat mit sowas eigentlich ehr wenig Probleme und da es dem anderen Zivi wohl ehr nicht so ging bin ich mit rein. Der Mann war erst kurze Zeit im Haus und 2 Tage zuvor haben wir ihm einen Fernseher aufs Zimmer gebracht, und dieser sollte nun in die Cafeteria zum Tour gucken. Dabei habe ich es vermieden in Richtung des Bettes zu gucken, ich weiß nicht genau warum. Später als ich alleine im Zimmer die Fernbedienung suchen sollte hab ichs dann doch getan. Und ich kann wirklich schwer beschreiben aber es ist wirklich ein sehr sehr seltsamer Anblick. Er sah aus wie ein normaler Mensch und doch vollkommen verändert.

7/08/2005

Dienstplan, Spaß und Gartenbesuche

Ich hab mich jetzt seit Montag nicht mehr hier gemeldet, in der Zeit sind aber ein paar Dinge passiert, die ich nicht unkommentiert lassen will. Zum einen hab ich meinen Dienstplan bekommen. Jedes zweite Wochenende "darf" ich arbeiten, ansonsten immer im wechsel Frühschicht (06h-13h) und Spätschicht (13h-21h). Obwohl ich diese Woche schon Frühdienst hatte mach ich das nächste Woche auch noch mal "wejen dem Einarbeiten!". Anderes Thema...das Essen. Wird natürlich vom Wohnheim gestellt, ist aber eine Sache für sich. Meistens gibt es vorweg eine Suppe (die aus verständlichen, wässrigen Gründen von den Pflegern nie angerührt wird), danach gibts dann Sachen wie Spaghetti, Reibekuchen, Gulasch oder auch mal ein Truthahnschnitzel (das war übrigens lecker!). Da das essen im Krankenhaus zubereitet wird sollte man es natürlich nieeee zu hart bewerten. Wer käme denn auf die Idee. Wer denkt, in so einem Wohnheim für behinderte Menschen ginge es fad, traurig und langwielig zu der irrt aber gewaltig. Ein Beispiel: Ein Bewohner in den besten Jahren (aus Schweigepflichtsgründen mal Fridolin genannt) redet die ganze Zeit über alle Leute, die er kennt (was natürlich nicht wenige sind wenn man ab dem 20. Lebensjahr im Alexius ist) , allerdings immer das gleiche. Er fragt dann jeden im Raum ob er diese Person kennt und wenn die Antwort "ja" lautet, dann will er alle Details wissen. Fridolin erzählt gerne von seiner Beerdigung, von der er nachts immer träumt, und behauptet, dass auf dieser alle mitgehen würden. Diese Aussage wird von uns Pflegern gerne und häufig mit einem "Ne Her..Fridolin, da sindwa im Urlaub" kommentiert...das findet er dann immer ganz besonders komisch. Eine witzige Pflegerin hat diesem Fridolin zum Geburtstag dann einmal ein Skelettkostüm (ein schwarzer Anzug zum reinsteigen mit aufgemalten Knochen) geschenkt. Einer der Pfleger überredete Fridolin dann, mir dieses Kostüm einmal zu zeigen, was er auch prompt tat. Ich musste ihm beim anziehen helfen, denn Fridolin ist auch nicht der dünnste, dann saß das Kostüm aber wurstpellenartig an seinem Körper . Schick! Todschick sozusagen! Konnte leider kein Foto machen, aber ich bin ja noch 8 Monate und 3 Wochen (haha...minus 20 Tage Urlaub!!) in der Wohngruppe. Was ich ganz stark merke ist, dass die Bürokratie in Deutschland auch nicht vor Behindertenwohnheimen halt macht. Wenn z.B. von dem Taschengeld der Bewohner Hygienemittel geklauft werden sollen, dann reicht es nicht, das Geld zusammenzulegen und eine Packung Shampoo zu holen, nein, jeder Bewohner muss sein eigenes Shampoo haben. Das ist allerding a) teurer und b) schwer zu organisieren. Auch kann man einen Bewohner nicht so einfach in seinem Zimmer einsperren oder am Bett fixieren wenn er Mucken macht, dafür braucht man einen richterlichen Beschluß, der zuvor oder im Notfall nach der Fixierung eingeholt werden muss. Da bedarf es dann eines Sachverständigen, einer Prüfung der Lage und einiger Wochen Geduld, bis der Beschluß unterzeichnet ist. Übrigens, einen Bewohner über die Balkontür in den Garten zu sperren erfordert keinen Beschluß. Sehr positiv, da es hier auch egal ist ob der Bewohner in die Ecke pisst, im Garten kratzt das höchstens die Hasen. Bis später

7/04/2005

El dia de la Bestia

Nein, es war nicht so schlimm wie der Titel vermuten lässt. Im Grunde war es ein richtig lustiger Tag. Also, heute durfte ich dann zum ersten Mal offiziel in meine Wohngruppe, um 10 Uhr gings los, um zu erfahren, dass alle Mitarbeiter, die normalerweise meiner Gruppe tätig sind, entweder krank, bei einer Fortbildung oder auf Mallorca sind. Das hieß für mich, dass ich von den Aushilfskräften keine Insiderinformationen über die Bewohner, den Tagesablauf und der gleichen erfahren konnte (sie waren also im Grunde jenausodoofwoisch). Trotzdem konnte ich mithelfen direkt mal einen Pavillon vom samstägigen Sommerfest abzubauen, wobei wir fast einen Daihatsu Cuore, der unverschämter Weise unter dem Pavillon im Schatten parkte, eines Fensters beraubt hätten. Glück gehabt! Ansonsten war nicht viel los, es waren nur 4 von den 8 Bewohnern der Gruppe anwesend, wobei einer bettlägig war und ein zweiter nicht den ganzen aber den halben Tag in seinem Zimmer verbrachte. Also konnte ich mit den beiden anderen Bewohnern Tour de France gucken. Nachdem die Frühschicht gegangen war und die Spätschicht anfing (ich hatte mit 10-16 Uhr eine Zwischenschicht um alles mal kennzulernen) gabs noch einige Sachen wie Spülen, Krankenakten und ein Interview mit Farin Urlaub lesen sowie Abtrocknen zu tun, bis ich dann um 16 Uhr das Haus verlassen konnte/musste/durfte. Morgen krieg ich dann endlich meinen Dienstplan! Juhu! Auf bald