7/08/2005

Dienstplan, Spaß und Gartenbesuche

Ich hab mich jetzt seit Montag nicht mehr hier gemeldet, in der Zeit sind aber ein paar Dinge passiert, die ich nicht unkommentiert lassen will. Zum einen hab ich meinen Dienstplan bekommen. Jedes zweite Wochenende "darf" ich arbeiten, ansonsten immer im wechsel Frühschicht (06h-13h) und Spätschicht (13h-21h). Obwohl ich diese Woche schon Frühdienst hatte mach ich das nächste Woche auch noch mal "wejen dem Einarbeiten!". Anderes Thema...das Essen. Wird natürlich vom Wohnheim gestellt, ist aber eine Sache für sich. Meistens gibt es vorweg eine Suppe (die aus verständlichen, wässrigen Gründen von den Pflegern nie angerührt wird), danach gibts dann Sachen wie Spaghetti, Reibekuchen, Gulasch oder auch mal ein Truthahnschnitzel (das war übrigens lecker!). Da das essen im Krankenhaus zubereitet wird sollte man es natürlich nieeee zu hart bewerten. Wer käme denn auf die Idee. Wer denkt, in so einem Wohnheim für behinderte Menschen ginge es fad, traurig und langwielig zu der irrt aber gewaltig. Ein Beispiel: Ein Bewohner in den besten Jahren (aus Schweigepflichtsgründen mal Fridolin genannt) redet die ganze Zeit über alle Leute, die er kennt (was natürlich nicht wenige sind wenn man ab dem 20. Lebensjahr im Alexius ist) , allerdings immer das gleiche. Er fragt dann jeden im Raum ob er diese Person kennt und wenn die Antwort "ja" lautet, dann will er alle Details wissen. Fridolin erzählt gerne von seiner Beerdigung, von der er nachts immer träumt, und behauptet, dass auf dieser alle mitgehen würden. Diese Aussage wird von uns Pflegern gerne und häufig mit einem "Ne Her..Fridolin, da sindwa im Urlaub" kommentiert...das findet er dann immer ganz besonders komisch. Eine witzige Pflegerin hat diesem Fridolin zum Geburtstag dann einmal ein Skelettkostüm (ein schwarzer Anzug zum reinsteigen mit aufgemalten Knochen) geschenkt. Einer der Pfleger überredete Fridolin dann, mir dieses Kostüm einmal zu zeigen, was er auch prompt tat. Ich musste ihm beim anziehen helfen, denn Fridolin ist auch nicht der dünnste, dann saß das Kostüm aber wurstpellenartig an seinem Körper . Schick! Todschick sozusagen! Konnte leider kein Foto machen, aber ich bin ja noch 8 Monate und 3 Wochen (haha...minus 20 Tage Urlaub!!) in der Wohngruppe. Was ich ganz stark merke ist, dass die Bürokratie in Deutschland auch nicht vor Behindertenwohnheimen halt macht. Wenn z.B. von dem Taschengeld der Bewohner Hygienemittel geklauft werden sollen, dann reicht es nicht, das Geld zusammenzulegen und eine Packung Shampoo zu holen, nein, jeder Bewohner muss sein eigenes Shampoo haben. Das ist allerding a) teurer und b) schwer zu organisieren. Auch kann man einen Bewohner nicht so einfach in seinem Zimmer einsperren oder am Bett fixieren wenn er Mucken macht, dafür braucht man einen richterlichen Beschluß, der zuvor oder im Notfall nach der Fixierung eingeholt werden muss. Da bedarf es dann eines Sachverständigen, einer Prüfung der Lage und einiger Wochen Geduld, bis der Beschluß unterzeichnet ist. Übrigens, einen Bewohner über die Balkontür in den Garten zu sperren erfordert keinen Beschluß. Sehr positiv, da es hier auch egal ist ob der Bewohner in die Ecke pisst, im Garten kratzt das höchstens die Hasen. Bis später